Museale Kunst

Es gibt Kunsthandwerk, welches unseren Augen vorenthalten wird (hinter Apparate-Gehäusen versteckt) und das seit Jahrzehnten. Es gibt auch kein Museum dafür, denn z. B. im Radiomuseum werden vor allem die Modelle ausgestellt, nicht aber die Innereien und Strukturen. Mit meiner Idee können zwar die Personen nicht mehr ausfindig gemacht werden, welche die kunstvollen Bauteile geschaffen haben, ich sehe mich deshalb in meiner Rolle eher als Komponist, welcher diesen schönen Dingen die verdiente Beachtung verschaffen will.

Junk-Art oder Hi-Tech-Art?

Vor Jahrzehnten hatte ich die Idee, Junk-Art zu kreieren (aus ausgedienten Geräten Kunstwerke zu schaffen). Inzwischen landen derart hochpräzise Gebilde achtlos im Abfall, dass Junk die falsche Bezeichnung ist.

Wieder eine Funktion zuordnen

Meine Kompositionen müssen jeweils eine Funktion erfüllen, sind also nicht wahllos Gerümpel aufgeklebt, sondern eher ein Technik-Museum. Gefragt sind Kenntnisse aus der Mechanik wie auch aus der Elektronik.

X-Mas-Tree

Mein erstes Objekt, der Christbaum ist eher statisch, bietet also keine beweglichen Teile. Vielleicht wirkt es eher wie ein Monstranz. Es umfasst viele Jahre Zeitgeschichte, also nicht aus einer einzigen Epoche. Der Guss-Sockel beispielsweise diente schon vor einem halben Jahrhundert als Lampenfuss. Die Aluninum-Scheibe diente noch 1995 als Wechselplatte (Datenträger von DEC). Mit der Wechselplatte will ich ein Beispiel aus der Informatik zeigen, wie gross Datenspeicher im digitalen Mittelalter noch waren (magnetisierbare Ferrit-Schicht auf Aluminium). Die leuchtenden roten Kondensatoren (wie Sugus) haben auch schon fast ein halbes Jahrhundert ausgedient (Resonanz für Tonkreise). Die gelben Kondensatoren hingegen sind teilweise noch in Haushaltgeräten versteckt. Die kunstvollen Kupferdrahtspulen (zu einem Kreuz angeordnet), wurden sorgfältig aus Röhren-Fernsehern herausoperiert. Ihre Aufgabe war, den Elektronenstrahl wie ein Schreibzeug über die Bildröhre zu führen, um das Bild zu zeichnen. Dessen Drahtenden wurden bewusst nicht gekappt sondern herausgeführt, damit sogar eine spätere Funktion angefügt werden könnte (als Sensor oder als Antenne). Die farbigen Drähte vom Stern und um den Griff-Hals stammen auch aus dem alten TV-Kasten (Kupfer- oder Aluminium- Entmagnetisier-Spulen um die Röhre herum). Am kniffligsten waren jedoch die Spulen aus den alten Videorekordern heraus zu operieren ohne zu zerstören.

Für Kunden konfektionieren möglich

Wer dieses Werk erwirbt, hat die Möglichkeit, es als Mikrofon zu nutzen, deshalb ist noch etwas Fläche offen und der Ständer hohl für Kabel und Batterie. Wird ggf. konfektioniert. Weitere Möglichkeiten wären, ein kleiner Lautsprecher oder Piezo-Wandler einzubauen, um als Gegensprechanlage zu nutzen oder eine kleine LED-Leuchte. Man könnte in der Kreismitte auch einen Spiegel anbringen, um als Lichtschranke zu tarnen. Was ich auf gar keinen Fall möchte, dass der Sinn total missverstanden wird wie bei den Kuratoren von Tinguely: Dort hat man sektiererisch für 100 Jahre Glühlampen gekauft, damit keine Sparlampen benützt werden (sicher nicht im Sinne vom Erfinder).

Als Wandmodell erhältlich

Falls jemand lieber so eine Diskette an der Wand sehen möchte, könnte ich etwas in der Art produzieren. Allerdings ohne Sugus, es waren die letzten auf dieser Welt. Anstatt die Spulen kreuzweise zu platzieren, würde ich es wie Blüten anordnen. Es wäre dann möglich, dass sich darin Blütenstempel bewegen würden. Im Gegensatz zu Tinguely nicht von schweren Motoren bewegt sondern elektronisch im Milliampere-Bereich. Man könnte auch Bewegungssensor einbauen (Schwebungssummer), um Luftbewegungen zu registrieren.

Stolzer Preis?

Auf den ersten Blick mag es happig erscheinen, zehntausend Franken für dieses Werk. Bedenkt man aber, dass kürzlich eine Briefmarke für hundert Millionen den Besitzer wechselte und dass das Ausgangsmaterial aus Apparaten stammt, welche zusammen auch mal vierzig Tausend gekostet hatten und nirgends mehr erhältlich sind, so wird man eher begreifen. Ausbau und jahrelange Lagerung hat auch seinen Preis. Es fällt mir deshalb nicht einfach, mich davon zu trennen.
Der volle Erlös ohne Abzug wird zu 80% an Dr. Beat Richner in Kambodscha gespendet und der Rest an den Verein Ehemaliger vom Kollegium St. Michael in Zug. Für Museen oder Zwecke, wo das Ding der Allgemeinheit zur Schau steht, würde ich mich mit dem halben Preis zufrieden geben.

Nicht geeignet für Blinde

Das erste Objekt ist leider zu empfindlich, muss also vor Berührung geschützt werden. Spezielle Objekte zum Ertasten sind in Planung.